Die Ganzhorn-Chronik
Zusammen mit den Freunden Mainfränkischer Kunst und Geschichte möchten wir Euch diese Woche die sog. ‚Ganzhorn-Chronik‘ vorstellen.
Die Ideale des Deutschen Ordens in der Ganzhorn-Chronik:
Johann Wilhelm Ganzhorn (1541–1609) war Kanoniker im Würzburger Stift Neumünster. Sein Onkel war Lorenz Fries, der 1540 Ganzhorns Tante Juliane geheiratet hatte. Ganzhorn hat seine Chronik im Jahre 1593 in Auftrag gegeben. Sie steht in der Tradition der Bischofschronik des Lorenz Fries, setzt diese aber bis 1582, in knapp gehaltenen Nachträgen bis 1608 fort. Allerdings differieren die Einträge inhaltlich wie umfänglich teilweise erheblich von jenen in der Fries-Chronik. Und auch die Miniaturen unterscheiden sich. Während in der bereits hier gezeigten Fries-Darstellung das Helfen und Heilen mehr abseits am linken Bildrand steht, ist in dieser Darstellung der Kranken- und Totendienst in den Mittelpunkt gerückt worden. Während das Friesbild eher statisch ein Kriegslager am Strand von Akkon zeigt, ist hier eine bewegte Kampfesszene in die gesamte Bildkomposition eingebunden. Die angreifenden Ritter tragen allerdings keine Deutschordens-Kreuze, diese sind bei den im Hospital Arbeitenden eindeutig zu sehen. Bei Ganzhorn wird zwar ebenfalls kein ‚authentisches‘ Bild der Ereignisse der Belagerung 1189/90 gezeichnet, wohl aber die Ideale des Ordens, Kampf gegen Ungläubige und das Helfen und Heilen im Hospital, wesentlich verzahnter und in seiner Lebendigkeit beeindruckender dargestellt.
Bild: Staatsarchiv Würzburg, Historischer Verein MS f.857 a-b-hier Bd. 1, fol. 150v.
Text: H. Flachenecker