Die (bürokratische) Geschichte hinter den Ahnenproben der Brüder Franz Heinrich und Friedrich Melchior von Hoensbroech
Seit dem 16. Jahrhundert konnten sich ausschließlich adlige Herren um die Aufnahme in den Deutschen Orden „bewerben“, die ihre Abstammung bis zu den Großeltern, ab dem 17. Jahrhundert sogar bis zu den Ururgroßeltern zurückverfolgen konnten. Mit beglaubigten Abschriften aus Heirats-, Tauf- und anderen Urkunden musste seitens des Anwärters bewiesen werden, dass jedes Familienmitglied der letzten Generationen einem adeligen Geschlecht entstammte.
Verwandtschaftliche Informationen von über 2100 Aspirant liegen heute im Deutschordenszentralarchiv in Wien. Zwei davon betreffen die Brüder Franz Heinrich (ca. 1727-1793) und Friedrich Melchior (ca. 1729-1793) von Hoensbroech, einer alten niederrheinischen Familie. Ab 1750 baten beide nacheinander um die Aufnahme in den Orden. Als der ältere, Franz Heinrich, 1751 zum Ordensritter geschlagen und in die Kommende Aschaffenburg eingesetzt wurde, bewarb sich auch sein Bruder. Für Friedrich Melchior war es nun einfacher, seine adelige Abstammung nachzuweisen, die nach Überprüfung seines Taufscheins für rechtmäßig befunden wurde. 1754 wurde dann auch er zum Ritter geschlagen und später Komtur in Einsiedel bei Kaiserslautern.
Beide Ahnenproben mitsamt der Vollwappen aller bis zur viertletzten Generation zurückreichenden Familienmitglieder finden sich heute im Wiener Deutschordenszentralarchiv und können neben vielen anderen auf der Plattform Monasterium.net angesehen werden. Auffallend sind bei den Proben beider Brüder etwa die unterschiedliche Maltechnik. Aus den schriftlichen Aufzählungen wird sogar deutlich, dass beim ersten Anfertigen der Probe des jüngeren Bruders auf die des älteren zurückgegriffen und versehentlich auch der falsche Name übernommen wurde.

Ahnenprobe des Franz Heinrich Johann Nepomuk Amor Marquis von Hoensbroeck; Wien, Deutschordenszentralarchiv (DOZA) Ahnentafeln (1365-1937) Nr. 751.

Ahnenprobe des Friedrich Melchior Marquis von und zu Hoensbroeck; Wien, Deutschordenszentralarchiv (DOZA) Ahnentafeln (1365-1937) Nr. 753.
Text: S. Kupferschmied