Exkursion in die Oblast Kaliningrad – Fischhausen

Fischhausen – so malerisch klang der Name der heutigen Siedlung Primorsk zu preußischen Zeiten. Während die Stadt heute ihren Einfluss eingebüßt hat, war sie zu Ordenszeiten von herausragender Bedeutung. Hier befand sich nämlich der Bischofssitz der Region. Nach der Christianisierung der Prussen wurde 1257 das Bistum Samland mit Zentrum in Fischhausen gegründet. Da jedoch das eroberte Land dem Deutschen Orden versprochen war, wurde das Land zweimal – 1258 und 1352 – zwischen dem Bischof und dem Orden geteilt, sodass dem Bischof bis zur Säkularisation 1525 nur ein Drittel der weltlichen Herrschaft über das Samland zugestanden war und diese dann komplett an den Herzog von Preußen abgetreten wurde. Über die Jahrhunderte wichen die Spuren des Deutschen Ordens den Errungenschaften einer kleinen preußischen Kleinstadt. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren in Fischhausen 400 Kleinbetriebe beheimatet. Der Weltkrieg brachte erneut einen Herrschaftswechsel – die Stadt wurde russisch und kurz darauf in Primorsk umbenannt. Während zunächst auch die preußischen bzw. deutschen Spuren weichen sollten, besinnt man sich heute auf die Vergangenheit zurück. An der Stelle der ehemaligen Bischofsresidenz und -kirche entsteht heute ein russisch-orthodoxes Gotteshaus. Ein Team aus Freiwilligen rund um einen Militärhistoriker  hat mittlerweile ein Museum zur Geschichte der Stadt unter dem deutschen Orden und unter preußischer Herrschaft aufgebaut. Auch wird versucht die wenigen Überbleibsel aus alten Zeiten, wie den Wasserturm und die alte Steinbrücke zu erhalten. Die Pflege der deutschen und russischen Soldatenfriedhöfe stellt zudem ein Zeichen der Aussöhnung zwischen dem deutschen und dem russischen Volk dar. Heute lädt Primorsk zu einem Einblick in die ehemalige preußische Geschichte ein und wird deshalb auch oft von den Nachkommen der Einwohner von Fischhausen besucht.

Die Collage besteht aus vier Bildern aus Fischhausen: Bild 1: Kriegsdenkmal aus alter Munition Bild 2: Russisch-orthodoxe Kirche Bild 3: Alter Wasserturm Bild 4: Alte Steinbrücke

Bild: FDO
Text: P. Aifeld