Das Deutschordenshaus in Wien

Seit dem Jahr 1204/06 befindet sich eine Niederlassung der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem in unmittelbarer Nähe des Stephansdomes in der Wiener Singerstraße. Als Landkommende diente dieses Haus der Ballei Österreich als Verwaltungs-, Wohn- und Repräsentationsort bis 1809. Die Aufbewahrung von Archivalien ist erstmals 1344 überliefert; ein Archiv der Ballei Österreich mit Archivmobiliar beschreibt ein Inventar des Jahres 1726. Mit 1809 wurde auch der Sitz des Generaloberen des Ordens, des Hochmeisters, von Mergentheim nach Wien verlegt. Durch Auftrag des Hochmeisters Maximilian Joseph von Österreich-Este begann P. Dr. Beda Dudik OSB ab September 1854 mit dem Aufbau eines „Centralarchives“ im Erdgeschoß des Ordenshauses. 1857 legte Dudik eine erste schriftliche Übersicht vor. Von 1830 bis 1918 kamen Akten aus Mergentheim und Stuttgart (1830/31, 1858/59 und 1907), der Statthalterei Freudenthal (1853 und 1856), aus Frankfurt (1854 und 1881), aus der Sammlung Breitenbach (1859), Urkunden aus dem Besitz des Mainzer Professors Hennes (1869), im Zuge eines Archivalientausches zwischen Preußen und Österreich waren es Urkunden vor allem Eger betreffend (1874), aus Südtirol (1880, 1909 und 1913/14), aus Friesach (1902) und Laibach (1912) in das Ordenshaus nach Wien. Da die Räume aber konservatorisch bedenklich waren und überdies auch bald Platzmangel herrschte, begann man 1904 mit der Adaption von Räumlichkeiten im 1. Stock für ein neues Zentralarchiv. Ab 1913/14 musste aber wieder auf die im Erdgeschoss liegenden ursprünglichen Archivräume zurückgegriffen werden. Mit der Übernahme eines weiteren Raumes im 1. Stock im Winter 1961/62 wurden die Räume im Erdgeschoss endgültig als Archivräume aufgegeben und das bis dahin dort verbliebene Archiv der Ballei Österreich nach oben verlagert. In der Zeit von 1938 bis 1946 waren die Archivalien in Folge der Enteignung des Ordens durch die Nationalsozialisten in die Bestände des Haus-, Hof- und Staatarchivs eingegliedert worden.
Die letzten größeren Zugänge sind die Bestände des Hochmeisteramtes aus den Amtszeiten der Hochmeister Marian Tumler (1947-1970) und Ildefons Pauler (1970-1988), sowie 2016 Archivalien der Generalprokuratur (Vertretung vor dem Hl. Stuhl) des Ordens in Rom.

Das Bild zeigt eine Bibliothek im Deutschordenshaus in Wien.

Das Bild zeigt eine Archivsammlung aus dem Deutschordenshaus in Wien.

Das Bild zeigt einen Archivalienraum im Deutschordenshaus in Wien, in dem hohe Regale gefüllt mit beschrifteten Kästen zu sehen sind.

Bild & Text: B. Huber / DOZA