Dansker
Der Deutsche Orden wird auch heute noch im Ostseeraum als Erbauer vieler gewaltiger Burganlagen wahrgenommen. Vom heutigen Polen über die russische Exklave Kaliningrad bis in die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland finden sich noch heute zahlreiche monumentale Anlagen, die den mittelalterlichen Anspruch der Kreuzfahrer auf christliche Herrschaft in ihrem Missionsgebiet untermauerten.
Gerade im ehemaligen Preußen sind die zahlreichen Backsteinburgen landschaftsprägend. Doch was hat es mit dem sonderbaren turmartigen Gebäude auf sich, welches aus dem eigentlichen Burgkomplex baulich hervorragt? Unser Foto zeigt einen restaurierten Turm aus Thorn (Toruń, Polen), wie er auch in Marienburg oder Marienwerder noch zu besichtigen ist. In einer Urkunde von 1393 wird ein solcher Turm erstmals als „Dansker“ bezeichnet, der eine zentrale Funktion für die mit Ordensmitgliedern und Kreuzfahrern besetzten Burgen hatte: Er diente als Toilette.
Unterspült wurde er in der Regel durch ein Gewässer, von der Burg aus war er über einen geschützten Gang erreichbar; so konnten die Burgbewohner auch im Belagerungsfall ihr Geschäft verrichten. Dieses architektonische Konzept half bei der Eindämmung der Ausbreitung von gefährlichen Krankheiten. Es bleibt also nur noch die Frage nach der Herkunft der kuriosen Bezeichnung als Dansker – wurde er erstmals an der Ordensburg in Danzig errichtet? Oder zeigte sich hier doch scherzhaft die Abneigung kleinerer Städte gegen die aufstrebende Handelsstadt Danzig?
Bild & Text: B. Weigand