Ein Bischof ohne Bistum: Die Mobilität des Deutschordensbruders Johann von Litauen im Reich

Der Deutsche Orden fand nach dem Scheitern der Kreuzzüge ins „Heilige Land“ sein neues Wirkungsgebiet im Baltikum, wo er sich im Ordensland Preußen eine eigene Landesherrschaft errichten konnte.

Doch bereits im 13. Jahrhundert unternahm der Orden Versuche, das Gebiet im Ostseeraum zu christianisieren. Mit päpstlicher Unterstützung errichteten die Brüder das Bistum „Litauen“, dessen Aufbau der Ordenspriester Christian als Bischof organisieren sollte. Obwohl das Bistumsprojekt scheiterte, berief der Orden einen Nachfolger namens Johann, der sein Missionsbistum Litauen wohl nie persönlich betreten konnte.

Stattdessen tauchte der Deutschordenspriester Johann von Litauen wie schon sein Vorgänger in den alten Bistümern des Heiligen Römischen Reiches auf und unterstützte als Weihbischof die Ortsbischöfe über vier Jahrzehnte. Die verstreuten Quellennachweise des Frater Iohannes dei gracia Lettoviensis episcopus ordinis domus Theutonice wurden zuletzt für einen Aufsatz zusammengetragen und kartographiert. Die Karten illustrieren den enormen Bewegungsradius und die ausgeprägte Mobilität mittelalterlicher Menschen (Abb. 1) sowie die Vielfalt an Ordensgemeinschaften, für die Johann tätig wurde (Abb. 2). Den Anspruch auf das Bistum Litauen hielt der Orden symbolisch im Siegel Johanns aufrecht (Abb. 3). Ob Johann auf seinen Reisen auch den Kreuzzug predigte und Ordensmitglieder anwarb, ist nicht bekannt.

Der Aufsatz wurde kürzlich in der Festschrift für den Doyen der Deutschordensforschung, Udo Arnold, veröffentlicht.

Benedikt Weigand, Bischof ohne Bistum. Die Mobilität des Deutschordensbruders Johann von Litauen im Reich, in: Der Deutsche Orden in Europa und in den Regionen. Festschrift für Udo Arnold zum 85. Geburtstag, hg. von Roman Czaja (u.a.), Debrecen 2025, S. 125-136.

Das Bild zeigt die Aufenthaltsorte des Bischofs Johannes von Litauen (1258-1289)

Das Bild zeigt die von Johann von Litauen bereiste Ordensgemeinschaften (1258-1289)

Das Bild zeigt das Siegel von Johann von Litauen (1258-1289)

Abb. 3: BayHStA, Kloster Raitenhaslach Urkunden 233, digitalisiert auf monasterium.net, nachbearbeitet vom Verfasser.