Deutschhof in Schweinfurt
Der Schweinfurter Stadtteil Deutschhof entstand erst in den 1970er Jahren auf Flächen, die ursprünglich als Weideland für die Schweinfurter Nutztiere verwendet und als Deutschfeld bezeichnet wurden. Im Zentrum des Stadtteils pulsiert das Leben jedoch schon seit Jahrhunderten, dort befindet sich das Gut Deutschhof. Der Name des Hofes und der Flur geht zurück auf den Besitz des Deutschen Ordens in diesem Gebiet und auf der sogenannten Petersstirn. 1437 kaufte die Stadt Schweinfurt die Ländereien des Deutschen Ordens auf, das Gut blieb jedoch zunächst in Privatbesitz bestehen, ehe es im 17. Jahrhundert von der Spitalstiftung, die bis heute besteht, übernommen wird. Erst 1977 wurde die wirtschaftliche Nutzung des Gutes komplett aufgegeben. Heute ist das Gut Deutschhof im Besitz der evangelisch-lutherischen Kirche, welche es als Gemeindezentrum ausgebaut hat. 1897 wurde auf dem Gut Deutschhof Elisabeth Thiessen geboren, die Hauptfigur des Buches „Alles kann mein Herz ertragen“ von Charlotte Hofmann-Hege. Die Biographie erzählt vom bewegten Leben der Elisabeth Thiessen, die 1912 nach Russland ging, um ihre mennonitische Verwandtschaft zu besuchen. Dabei geriet sie in die Wirren der Oktoberrevolution und der beiden Weltkriege und konnte erst 1960 in ihre Heimat zurückkehren. Seit den 1990er Jahren stellt der Stadtteil Deutschhof den Lebensmittelpunkt vieler russlanddeutscher Spätaussiedler dar, die zum größten Teil auch Mitglieder der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde auf dem Gut Deutschhof sind.
Bild: FDO
Text: P. Aifeld