Deutschordenskommende in Nürnberg
Ein Kelch für eine Kirche in einer katholischen Enklave, umgeben von einer protestantischen Reichsstadt und hergestellt von einem evangelischen Goldschmied? Wie ist dies zu erklären? Die Deutschordenskommende überlebte auch nach der Reformation als katholische Enklave im protestantisch-reichsstädtischen Nürnberg, wenn auch als ein ständiger Zankapfel, der erst nach dem Westfälischen Frieden in einer Einigung langfristiger befriedet werden konnte.
Die Witwe Maria Klausin stiftete 1684 einen Messkelch mit Patene an die Elisabethkapelle: Gestifftet / zu der Capell. / S. Elisabeth in / Nürnberg von / Frauen Maria / Klauszin Witib / S. G. Anno / 1684. Hergestellt wurde die res sacra vom Nürnberger (protestantischen) Goldschmied Jakob Pfaff (1646-1708) aus Silber mit teilweiser Vergoldung. Dieses herausragende Kunstwerk befindet sich heute in der Schatzkammer des Deutschen Ordens in Wien. Im sog. Korb im Bereich des eigentlichen Kelches befinden sich drei Medaillons mit der Darstellung der Deutschordensheiligen Maria, Elisabeth und Georg. Am Stehrand sind das Meisterzeichen Georg Pfaffs sowie der Hinweis auf die Nürnberger Beschau angebracht. Auf dem Fuß des Kelches ist das Ordenskreuz eingraviert. Die reichsstädtischen Behörden haben die Produktion eines katholischen Messkelches von einem evangelischen Meister zugelassen!
Die Anzahl der zu St. Elisabeth seelsorgemäßig gehörenden Katholiken lässt sich nur annähernd schätzen. In Nürnberg sowie im großen Einzugsgebiet dürften es 1677 rund 2000 Personen gewesen sein; 1806 schließlich hatte St. Elisabeth 2500 Katholiken zu versorgen, davon 500 Nürnberger.
Bild: Schatzkammer des DO Wien, K. Kemmer
Text: H. Flachenecker