Der Deutsche Orden in seinen Regionen – Livland

Kreuzzüge werden oft in Verbindung gebracht mit Kreuzfahrern, die ins Heilige Land zogen, um die Stadt Jerusalem von den „Heiden zu befreien“. Eher unbekannt sind die Kreuzzüge, die im Baltikum stattfanden. Im heutigen Post soll es um diese Region gehen und die Geschichte des Deutschen Ordens in „Livland“.

Ursprünglich 1202 gegründet als Schwertbrüderorden, diente dieser zunächst dem Bischof von Riga als bewaffnete Unterstützung bei der Christianisierung der lokalen Stämme (Liven, Lettgallen, Esten). Initiale Versuche der gewaltfreien Missionierung durch die Aufnahme von Handelsbeziehungen und der Ernennung eines ersten Bischofs 1186 waren zuvor gescheitert. Anfängliche Erfolge führten zu einer Vergrößerung des Ordensgebiets und bildeten die Grundlage zur Gründung der weiteren Bistümer Ösel-Wiek, Dorpat (heutiges Estland) und Kurland (heutiges Lettland).

Dennoch kam es bald zu einer Vielzahl an Konflikten. Neben den internen Streitigkeiten zwischen dem Orden und dem Bistum Riga, aufgrund ungeklärter Besitz- und Befehlsverhältnisse, traten weitere regionale Zwistigkeiten auf. Im Norden stritt der Orden mit den Dänen, die unter Waldemar II. ihre Machtposition im heutigen Nordestland ausbauen wollten, und mit dem Suffraganbistum Reval 1219 ebenfalls eine christliche Mission begründeten. Im Osten kam es zu Auseinandersetzungen mit der russischen Republik Nowgorod und im Süden mit den lokalen Stämmen der Schemaiten und Litauer.

Um ihre Position zu stärken, begannen die Schwertbrüder deshalb bereits ab 1230/1231 Verhandlungen mit dem Deutschen Orden über eine Zusammenarbeit, jedoch führte eine vernichtende Niederlage gegen die Litauer 1236 schließlich dazu, dass der Papst eine vollständige Inkorporation der verbliebenen Schwertbrüder in den Deutschen Orden befahl – in der sogenannten „Union von Viterbo“.

Das Bild zeigt das Siegel des Meisters des Schwertbrüderordens, auf dem in der Mitte ein Schwert abgebildet ist, über dem sich ein Kreuz befindet.

Bild: Siegel des Meisters des Schwertbrüderordens (Termer, nach History of Estonia 2007, Wikimedia Commons, gemeinfrei).

Text: J. Franke