Die Königsberger Deutschordensüberlieferung

Im Spätmittelalter war der Deutsche Orden mit seiner Herrschaft in Preußen ein politischer Machtfaktor im südöstlichen Ostseeraum. Wenn sich heute jemand mit der Geschichte der heutigen Staaten Polen, Litauen, Lettland, Estland oder Deutschland auseinandersetzen will, führt kein Weg an der schriftlichen Hinterlassenschaft des Deutschen Ordens in Preußen vorbei.

Aufbewahrt wird diese im Historischen Staatsarchiv Königsberg, das seinen Ursprung im 14. Jahrhundert auf der Marienburg hat (Malbork/Polen), dem damaligen Haupthaus des Deutschen Ordens. Über beinahe 500 Jahre – von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – befand sich das Archiv mit der Überlieferung des Ordens in Königsberg, zuletzt Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen (heute Kaliningrad). Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden insbesondere die älteren Bestände dieses Archivs in den Westen Deutschlands evakuiert. Heute gehören sie zu den von der Bundesrepublik zu bewahrenden Kulturgütern Preußens und werden im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zu Berlin aufbewahrt.

Die Überlieferung des Ordens ist der älteste Bestandteil des Königsberger Archivs und umfasst die Bestände Pergamenturkunden, Ordensbriefarchiv und Ordensfolianten. Wie aus den Bestandsbezeichnungen hervorgeht, sind die Schriftquellen nach Archivaliengattungen aufgestellt. Auch wenn dieser Zuschnitt nicht historisch ist, sondern ein Produkt späterer Generationen, erlauben ca. 35 000 Schriftzeugnisse aus der Hinterlassenschaft des Deutschen Ordens die spätmittelalterliche Geschichte der Anrainerstaaten der südöstlichen Ostseeküste intensiv kennenzulernen und zu erforschen.

Das Bild zeigt das Gebäude des Geheimen Staatsarchivs Preußischen Kulturbesitzes zu Berlin.

Das Bild zeigt das Gebäude des Preußischen Staatsarchivs Königsberg.

Das Bild zeigt den Urkundenraum im Königsberger Schloss.

 

Bilder: 1. Dienstgebäude (GStA PK/Christine Ziegler) 2. Preußisches Staatsarchiv Königsberg (Wikimedia Commons) 3. Urkundenraum im Königsberger Schloss (GStA PK, IX. HA, SPAE, VII, Nr. 2027)

Text: J. Götz (GStA PK)