Der Deutsche Orden in Apulien

Eindrucksvoll ragt das Castel del Monte in der Landschaft Apuliens heraus. Apulien besitzt auch in der Geschichte des Deutschen Ordens einen festen Platz. Schon der erste staufische König Siziliens, Heinrich VI. (1165¬–1197), hatte dort die Förderung des Ordens im Blick, lag die Region doch günstig für den Weg der Pilger und Kreuzfahrer in das Heilige Land. So schenkte Heinrich dem Hospital des Deutschen Ordens in der Stadt Barletta im Mai 1197 Land, ebenso wie das Kastell in Mesagne, wo der Orden jedoch erst ab 1221 Herrschaft ausübte – eine eigene Kommende konnte sich dort nicht etablieren. In der Hafenstadt Brindisi existierte bereits um 1191 ein Hospital. War die Ordensniederlassung in Barletta zunächst wohl abhängig von Brindisi, so gewann sie rasch an Bedeutung, sodass der Landkomtur seinen Sitz von Brindisi nach Barletta verlegte. Dort verstarb 1239 auch der Hochmeister Hermann von Salza, der eine enge Beziehung zu Friedrich II. pflegte und bei dessen Auseinandersetzungen mit dem Papsttum vermittelte. Auch seine Nachfolger hatten mit dem staufisch-päpstlichen Gegensatz umzugehen, der ebenso ordensintern für Reibungen sorgte.
Friedrich II. förderte besonders die Ordensniederlassung in Brindisi. 1214 bestätigte er ihre Besitzungen und erweiterte diese, etwa im Dezember 1216 um das Haus des verstorbenen Margarito von Brindisi, der ehemals im Dienste Tankreds von Lecce und Heinrichs IV. stand. 1221 gewährte Friedrich dem Orden 200 Goldunzen aus königlichen Einkünften in Brindisi, um davon weiße Mäntel zu kaufen. In Bellovidere war der Deutsche Orden seit Januar 1220 mit einem Komtur Gebhard zugegen, für 1226 ist ein Komtur Walter bezeugt, danach tauchen dort keine Amtsträger mehr auf. 1225 ist erstmals ein Landkomtur von Apulien urkundlich belegt.

In Foggia, wo auch Friedrich II. einen Palast besaß, war der Orden ebenfalls zugegen. 1227 kaufte er ein Haus, 1228 wurde ihm von einem „Bruder Roger“ ein Hospital vor der Stadt geschenkt. Ein erster Komtur ist mit Johannes „de Tiano“ 1235 belegt. In Corneto erwarb der Orden erstmals im Mai 1231 Landbesitz, den Friedrich II. im September sogleich vergrößerte. 1237 fasste der Orden in Bari Fuß, im dortigen Deutschordenshaus versammelten sich 1239 Komture und Brüder des Ordens, möglicherweise um einen neuen Hochmeister zu wählen.
Am 22. November 1260 übertrug Papst Alexander IV. dem Deutschen Orden die zuvor von Augustinerchorherren geführte Kirche San Leonardo di Siponto (Bild), laut Urkunde auf eigenen Wunsch der Kanoniker, um der Bedrängung durch die Sarazenen und der Misswirtschaft entgegenzuwirken. Schnell sammelten sich um San Leonardo di Siponto große Besitzungen, die dessen wirtschaftliche Bedeutung steigen ließ. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verlegte der Landkomtur seinen Sitz in das benachbarte Manfredonia.
Die Herkunft der nachweisbaren Deutschordensbrüder in den apulischen Kommenden war überwiegend nördlich der Alpen, etwa Basel, Halle, Wetzlar oder Zähringen. Dennoch war der Orden tief in seiner apulischen Umgebung verwurzelt, was nicht zuletzt die vielfachen Schenkungen Einheimischer verdeutlichen. Der Deutsche Orden konnte seine Existenz in Apulien bis in das 15. Jahrhundert, also weit nach dem Ende der Staufer im Königreich Sizilien, sichern. Besonders die wirtschaftliche Kraft der Ballei Apulien und die Krankenpflege als traditionelle Aufgabe des Ordens konnten aufrechterhalten werden.

Das Bild zeigt die Kirche San Leonardo di Siponto.

Bild & Text: M. Münzel