Ein Flügelaltar des Deutschen Ordens?

Ein Flügelaltar des Deutschen Ordens? Seit November 2018 wird in der Marienkirche in Mühlhausen in Thüringen eine Ausstellung der Mühlhäuser Museen in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar gezeigt. Diese beinhaltet eine Sammlung vorreformatorischer Bildwerke, darunter zahlreiche Flügelaltäre. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Regel zugeklappt waren und die Kirchgänger so nur Gemälde, meist von Heiligen, sehen konnten. An hohen kirchlichen Feiertagen wurden die Altäre allerdings aufgeklappt, wodurch sich den Gläubigen detailreiche Skulpturen, farbenfroh und teils vergoldet, und ganze Zyklen eröffneten.
Im Rahmen eines Oberseminars sah sich auch die Forschungsstelle gemeinsam mit dem Mühlhäuser Museumsdirektor Dr. Thomas T. Müller Kirche und Ausstellung an, wobei ein Flügelaltar besonders ins Auge stach. Dieser wird auf um 1510 datiert und soll in Mitteldeutschland gefertigt worden sein. Im Zentrum steht eine Mondsichelmadonna mit dem Jesuskind auf dem rechten Arm, die heraldisch rechts durch Georg und links durch Elisabeth von Thüringen flankiert wird.
Diese Konstellation der drei Heiligen fand besonders im Deutschen Orden Anklang. Denn neben der Gottesmutter als Ordenspatronin versinnbildlichten die zwei Heiligen die doppelte Aufgabe des Ordens: Georg steht für die militärischen Unternehmungen, im zeitgenössischen Kontext insbesondere für den „Heidenkampf“, während Elisabeth die Krankenpflege verkörpert. War hier der Orden Auftraggeber? Für diese These gibt es bisher keinen Beleg, zumal sich keine weitere Ordenssymbolik auf dem Altar feststellen ließ. Als Gegenargument könnte man anführen, dass diese Heiligen keine „Exklusivheiligen“ waren, sondern in unterschiedlichen (regionalen) Kontexten verehrt wurden. Für eine spannende Diskussion sorgte das Arrangement in jedem Fall.

Lit.: Staemmler, Friedrich: Von Einhörnern und Drachentötern. Mittelalterliche Kunst aus Thüringen (Kleine Schriften 4), Mühlhausen 2020.

Text & Bild: B. Weigand