Tagung „Partes Inferiores?“ an der FDO

Der Fokus der FDO-Tagung lag erstmals auf der Ordensentwicklung nach dem Verlust Preußens 1525. Im Zentrum standen die Partes Inferiores, hier die Balleien Utrecht und Biesen, sowie Sachsen. Sieben Beiträge beleuchteten dabei die innere Ordensstruktur, regionale Einflussfaktoren sowie die Folgen der Reformation.
Mit Blick auf die bis 1525 gelebte Ordensstruktur wurde die prinzipielle Rolle einzelner Balleien angesprochen: Utrecht und Biesen dienten stets der Kapitalanreicherung und Versorgung des dort ansässigen Adels – davon zeugen die eindrucksvollen Anlagen in Alden-Biesen und Siersdorf. Ferner ist zwischen rein klösterlichen Niederlassungen und der mit den Ritterbrüdern verknüpften Mission zu unterscheiden. Zentral war nicht zuletzt die unterschiedliche Entwicklung der drei Ordenszweige (Hochmeister, Deutschmeister, livländischer Zweig).
Am Beispiel Utrechts lässt sich der Einfluss regionaler Faktoren nachzeichnen, darunter etwa die relative Eigenständigkeit der Provinzen der Lage Landen sowie – sogar mit Auswirkungen bis ins 20. Jh. – die dortigen religiösen Strukturen. Die Bedeutung von „Regionalität“ wurde überdies anhand der lokalen Dreiecksbeziehungen zwischen Stadt, Landesherr und Ordensniederlassung herausgestellt.
Der dritte Themenbereich fokussierte die Auswirkungen der Reformation und die unterschiedliche Aufnahme derselben seitens der Brüder und Ritter. Die angesprochene Rolle der einzelnen Balleien in der Preußenfahrt führte zudem zu verschiedenen Ausgangslagen: Gerade für diejenigen, die, anders als z.B. Utrecht und Biesen, auf Preußen und Livland konzentriert waren, ergab sich hier eine zentrale Zäsur.
Die auf der Tagung präsentierte Grundlagenforschung zu den einzelnen Balleien liefert, auch mit Blick auf andere Ordensgemeinschaften als Teil der vormodernen, sakral geprägten Strukturen, eine Basis für die weitere Forschung, sowohl aus der Makroperspektive als auch im Sinne eines transregionalen Vergleichs aus der Meso- und Mikroperspektive.

Das Bild zeigt das Gebäude der Forschungsstelle des Deutschen Ordens in Würzburg.

Bild: FDO

Text: L. Schröder