Der Deutsche Orden und die Reformation
Der 31. Oktober 1517, der heute als Reformationstag begangen wird, markierte auch für den Deutschen Orden einen Wendepunkt in seiner Geschichte. Bei einem persönlichen Treffen in Wittenberg 1523 riet Martin Luther dem Hochmeister, der um Rat für Reformen des Ordens bat, das Ordensland in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln. 1525 – acht Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg – wurde der Deutschordensstaat im Nordosten Europas säkularisiert und der ehemalige Hochmeister Albrecht zum Herzog von Preußen, dem ersten protestantischen Herzogtum Europas. Nicht nur die Loslösung Preußens, sondern auch die Verluste im Bauernkrieg sowie der akute Priestermangel im Reich machten dem Deutschen Orden zu schaffen und nagten an seiner Existenz. Deutschmeister Dietrich von Cleen und Walther von Cronberg schlossen mit den protestantischen Herrschern unter Schutz des Kaisers Kompromisse. Den zum Protestantismus übergetretenen Rittern wurde zugestanden, den Schwur auf die Heilige Schrift und nicht auf Gott und die Heiligen zu leisten. Zwar konnte der Deutsche Orden durch die faktische Anerkennung der Protestanten seine Integrität wahren, fand jedoch in den folgenden Jahrhunderten nicht zu seiner ehemaligen Stärke zurück. Durch die komplette Säkularisation der Gebiete des Deutschen Ordens Anfang des 19. Jahrhunderts verlor dieser endgültig seine territoriale Macht und kehrte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Grundpfeilern eines geistlichen Ordens zurück. Die Reformation bedeutete nicht das Ende des Deutschen Ordens, aber sie veränderte seine Gestalt und Funktion dauerhaft.
Bild: gemeinfrei
Text: P. Aifeld