Der Deutsche Orden in Frankreich

In Frankreich waren von den drei großen geistlichen Ritterorden, die aus der Zeit der Kreuzzüge hervorgingen, vor allem die Templer und Johanniter stark vertreten. Aber auch der Deutsche Orden erhielt hier einige wenige Besitzungen, über die wir heute berichten möchten.

Der Deutsche Orden in Frankreich umfasst zwei voneinander unabhängige Regionen. Es sind hier einerseits die Niederlassungen in Arles und Montpellier, über die sich nur wenige Zeugnisse erhalten haben. Im 13. Jahrhundert erhielt der Orden hier jeweils ein Spital, beide spielten aber nach dem Ende der Kreuzzüge im Mittelmeerraum keine Rolle mehr und wurden verpfändet.

Etwas langlebiger erwiesen sich hingegen die Besitzungen der „Ballei Frankreich“. Im Zusammenhang mit dem Fünften Kreuzzug erhielt der Orden durch französische Adelige Güter übertragen, sodass bereits 1225 ein Ordensbruder als „preceptor […] in regno Francie“ (Landkomtur) urkundete. Es entwickelten sich vier weit voneinander entfernte Besitzzentren, in Beauvoir (Diözese Troyes), Orbec (Nevers), Saint-Michel de L’Hermitage (Chartres) und Vaudeville (Toul). In diesen Niederlassungen saß wohl selten mehr als ein Priesterbruder, meist deutscher Herkunft, auch wirtschaftlich waren sie wenig rentabel und wurden bald verpachtet.

Die Ballei wurde bald darauf durch Karl von Trier 1296 der Ballei Lothringen unterstellt, der sogar einmal französisch urkundete als „frere Charles, grant commandeur de France et de Bourgoigne, des mesons de Biauvoir, de Neuvi et de l’Ermitage“. Die großen Distanzen und die Entfremdung der Güter führten schließlich 1501 zum Verkauf an die Zisterzienserabtei Clairvaux. Damit endete nach knapp drei Jahrhunderten die Geschichte des Deutschen Ordens in Frankreich.

Literatur

Arbois de Jubainville, Henry d‘: L’ordre Teutonique en France, in: Bibliothèque de l’Ecole des Chartes 32 (1871), S. 63-83.

Krämer, Thomas: Der Deutsche Orden in Frankreich. Ein Beitrag zur Ordensgeschichte im Königreich Frankreich und im Midi, in: L’Ordine Teutonico nel Mediterraneo. Atti del convegno internazionale di studio, Torre Alemanna (Cerignola), Mesagne, Lecce, 16 – 18 ottobre 2003, hg. v. Hubert Houben, Galatina 2004, S. 237-276.

Urkundensammlung zur Ballei Frankreich: Lalore, Charles (Hg.): Cartulaire de l’abbaye de Basse-Fontaine – et – Chartes de la commenderie de Beauvoir de l’ordre Teutonique (Collection des principaux cartulaires du diocèse de Troyes 3), Paris [u.a.] 1878.

 

 

 

 

Text: B. Weigand

Bild: In einer Visitationsvollmacht des Hochmeisters Ulrich von Jungingen von 1409 wird unter den zu besuchenden Gebieten auch „Galliam“ genannt; GStA PK, XX. HA, Urkunden, Schiebl. 98, Nr. 4.

 

Zu sehen ist eine Pergamenturkunde