Die Großgebietiger des Deutschen Ordens

Heute soll es um die Verwaltungsstruktur des Deutschen Ordens in Preußen gehen. In seiner Funktion als leitendes Oberhaupt des Deutschen Ordens, wurde der Hochmeister von den fünf sogenannten Großgebietigern unterstützt. Gemeinsam bildeten diese das Großkapitel. Die Ämter des Großkomturs, des Obersten Marschalls, des Obersten Spittlers, des Obersten Trappiers und des Obersten Tresslers sind Zeugnisse des Ordens aus seinen Anfängen im Heiligen Land und stützen sich auf Amtsbezeichnungen älterer Ritterorden: Damals, als der Deutsche Orden noch primär als Hospitalorden wirkte, übten die Amtsinhaber verschiedene Funktionen aus, auf die deren Bezeichnungen hinweisen. Der Tressler war verantwortlich für die Finanzen und das Schatzwesen, die Aufgaben des Trappiers bestanden in der Gewandung der Ordensmitglieder. Der Spittler stand dem Hospital vor und kümmerte sich um die Fürsorge und Krankenpflege. Militärische Angelegenheiten wurden durch den Marschall übernommen und der Großkomtur war mit Verwaltung und Stellvertretung des Hochmeisters betraut.

Im 14. Jahrhundert fanden sich zwar diese fünf Ämter in der Ordensstruktur in Preußen wieder, hatten jedoch mit den ursprünglichen Aufgaben nicht mehr viel zu tun. Vielmehr ergab sich der Einfluss und der Herrschaftsbereich aus verschiedenen Faktoren. Teilweise bestimmte das ursprüngliche Amt die Aufgaben und auch persönliche Beziehungen spielten eine Rolle. So konnte der Hochmeister in den Großgebietigern entweder einen engen Kreis an Beratern und Unterstützern finden oder eben auch seine ärgsten und machtvollsten Gegner innerhalb des Ordens. Zusammen mit den Komturen von Thorn und Danzig stellten die Großgebietiger den „engen Rat“, eine einflussreiche Institution des Ordens, die sogar Rücktritte oder Absetzungen des amtierenden Hochmeisters erzwingen konnte. Die fünf Ämter und ihre Loslösung von der ursprünglichen Aufgabenverteilung lassen Einblicke in die Struktur des Ordens in Preußen zu und verdeutlichen gleichzeitig den Wandel des Ordens vom anfänglichen Hospitalorden hin zu einem bedeutenden Territorialherren in Europa.

Die nächsten Wochen werden wir euch die einzelnen Großgebietiger genauer vorstellen – bleibt also gerne dran!

 

Text: J. Jung

Bild: Friedrich Frick: Kapitelsaal im vormaligen Zustande, Stich in Aquatinta-Technik, 64 x 50 cm, ca. 1800 in: Salewski, Wilhelm (Hg.): Schloß Marienburg in Preußen. Das Ansichtenwerk von Friedrich Gilly und Friedrich Frick, Düsseldorf 1965, Tab. XI.

Die Zeichnung zeigt laut Bildunterschrift den Kapitelsaal der Marienburg in einem vorherigen Zustand. Gezeichnet wurde es von dem Radierer Friedrich Frick nach dem Entwurf von F. Catel. Zu sehen ist der Einzug des Kapitels als Prozession in den Saal. Wichtig bei der Betrachtung des Bildes ist die Information, dass es sich es hier um eine Vorstellung des 18. Jahrhunderts handelt und die historische Genauigkeit kritisch zu hinterfragen ist. Das Bild zeigt jedoch eindrucksvoll die zeitgenössische Idee des 18. Jahrhunderts von den Deutschordensrittern auf der Marienburg.

 

Literatur:

Arnold, Udo (Hg.): 800 Jahre Deutscher Orden. Ausstellung des Germanische Nationalmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Internationalen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens. Ausst. Kat., Nürnberg Germanisches Nationalmuseum 30. Juni 1990 bis 30. September 1990, München 1990.

Sarnowsky, Jürgen: Der Deutsche Orden. München 2007.

Das Bild zeigt einen Stich von ca. 1800 auf dem der Kapitelsaal der Marienburg