Aus dem Weihnachtsbrief des Hochmeisters

Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt ein Weihnachtsmärchen, das mich seit einigen Jahren begleitet: Die Geschichte vom „Engel, der immer zu spät kam“. Ein kleiner etwas verträumter Engel, namens Max, der es irgendwie nie schafft, pünktlich vor Ort zu sein. So natürlich auch, als alle Engel zum Lobpreis Gottes zu den Feldern von Bethlehem befohlen sind. Er kommt auf der Erde an, weiß aber nicht „wo Gott zur Welt kommen würde“, klopft an einer kleinen Hütte, um sich zu erkundigen und findet dort eine kranke Frau. Er macht Feuer und kocht eine Suppe für sie, räumt auf und pflegt die Frau. Am nächsten Morgen fällt ihm ein, warum er eigentlich auf die Erde gekommen ist, macht er sich auf den Weg zu dem Stall, dem man ihm weist. Dort ist nur noch der Ochse, der ihm vom Trubel der letzten Nacht und der Flucht der Hl. Familie berichtet. Max erklärt dem Ochsen, dass in seinem Stall Gott als Mensch zur Welt gekommen sei, um damit zu sagen: Es lohnt sich zu leben, mach was draus.
Vieles von dem, was ich uns für die Zukunft wünsche, steckt in den Worten des kleinen Engels. Was ist „helfen und heilen“ anderes als den Menschen Mut zu machen, dazu beizutragen, dass ihnen das Leben lohnenswert erscheint und dieses Leben besser wird… durch die Art, wie wir miteinander umgehen, wie wir handeln. Um es mit den Worten des Hl. Franz von Assisi zu sagen: „Verkündet den Menschen die frohe Botschaft, notfalls mit Worten“. Weihnachten ist so viel mehr als Lichterglanz und Geschenke, es ist das Fest im Jahr, dass uns Gottes Liebe in diesem kleinen Kind so greifbar werden lässt. Es ist das Fest im Jahr, an dem wir Gottes Allmacht in der Hilfsbedürftigkeit und Schwäche des Neugeborenen erfahren dürfen und damit auch selbst einmal schwach sein dürfen. Es ist das Fest im Jahr, an dem wir alle vom Frieden träumen. Es liegt an uns, dass Gott auch in unseren Herzen Mensch wird. Es liegt an uns, dass unser Herz zur Krippe wird. Lassen wir uns von diesem Geist der Weihnacht inspirieren, lassen wir uns entzünden von der Liebe zu diesem Kind und damit zu allen Menschenkindern und tragen wir diese Liebe in Wort und Tat zu den Menschen.
In diesem Sinne wünsche und erbitte ich auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau vom Deutschen Haus in Jerusalem und unserer Ordenspatrone Ihnen, Ihren Familien und Freunden ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr.

Mit den besten Grüßen und im Gebet verbunden
+ Frank Bayard, Hochmeister

 

Mit diesem Beitrag verabschiedet sich das Team der Forschungsstelle in die Weihnachtspause. Wir wünschen Euch ein besinnliches Weihnachten und einen guten Start in das neue Jahr!

 

Bild: Geschmückter Altar in der Deutschordenskirche in Wien (Hochmeisteramt)

Text: S. E. Frank Bayard, Hochmeister des Deutschen Ordens, Auszug aus dem Weihnachtsbrief 2022

Das Bild zeigt den geschmückten Altar in der Deutschordenskirche in Wien