Update zum „Urbar der geistlichen Ritterorden“
Das Jahresupdate des Urbars geistlicher Ritterorden steht im Zeichen zwei sehr unterschiedlicher historischer Prozesse des Deutschen Ordens. Auf der einen Seite stehen die blutigen Kriege des Ordens gegen verschiedenste Gruppen des Ostseeraums, darunter die Prußen, Litauer, Liven, und Esten. Von einem Kreuzzug in eine permanente Besatzung hinein nahm der Deutsche Orden Anspruch auf ganze Regionen in Osteuropa. Zwischen Militärbesatzungen, gesamtheitlichen territorialen Besitzansprüchen, und Kolonisationsprojekten mag die Zahl an beanspruchten Standorten zu Hochzeiten einige tausend umfassen. Im ständigen Konflikt gegen alte und neue Feudalherren, Stadteliten und Landbünde, Könige außerhalb und Herzöge innerhalb der Ordensstrukturen hielt der Orden vom frühen dreizehnten bis zum frühen sechzehnten Jahrhundert unbestreitbaren Einfluss auf die Geschichte des Ostseeraums.
Auf der anderen, meist weniger gewaltvollen Seite stehen Visitationsprotokolle: verwaltungstechnische Aufzeichnungen bestimmter Ordensmitglieder, mit einem bestimmten Budget ausgestattet, die akribisch Beobachtungen zu Ordensstandorten über ganz Europa verteilt verzeichnen. Von der Adria bis zu Inseln vor Stockholm, von Nordseehäfen bis zur Narva finden wir über Jahrhunderte verteilt Briefe mit Aufzeichnungen zu Personal, zu politischen Entwicklungen, zum Stand der Liturgie, zu Prunk und Verfall, zu Reisedistanzen, zu der Zahl an Fässern mit eingelegtem Fisch, und zum Stand der Betten der Ordenshäuser.
Die Gesamtzahl der Neueinträge beläuft sich auf über dreihundert, womit das Urbar nun über eintausenddreihundert Einträge verzeichnet.
Text: K. Hackenberg