Der Deutsche Orden in seinen Regionen – Ballei Thüringen

Nach seiner Gründung 1190 wurde dem Deutschen Orden erstmals im Jahr 1200 Besitz auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik übertragen. In diesem Jahr überschrieb der Erzbischof von Magdeburg den Ordensbrüdern einen Platz westlich von Halle an der Saale zur Errichtung eines Spitals. Durch weitere Schenkungen und Erwerbungen von Grund hat sich im Laufe der Jahre der Einfluss des Ordens in dieser Region erweitert.

Neben Halle folgten weitere Kommendengründungen in Altenburg, Zwätzen, Erfurt, Weimar und Reichenbach; in Mülhausen errichtete man gar zwei Kommenden! Dieser Besitz wurde bald in die Ballei Thüringen zusammengefasst, deren Hauptsitz 1221 bis 1809 in Zwätzen lag. Erstmalig wird Zwätzen und seine Nutzung zum Weinanbau in einer Urkunde aus dem Jahre 1182 erwähnt. Der genaue Zeitpunkt der Gründung der Kommende Zwätzens ist nicht festzulegen.

Auffällig ist dabei, dass es in der Ballei Thüringen deutlich mehr Priesterbrüder als Ritterbrüder gab und sich diese im Laufe der Jahre immens verschuldete. Beides wird deutlich in einem 1451 verfassten „Visitationsbericht“, welcher unter anderem die Wirtschaftlichkeit und Personenzahl der jeweiligen Balleien bzw. der einzelnen Kommenden beinhaltet. Mit der zunehmenden Verschuldung der Ballei Thüringen nahm die Zahl der Ordensbrüder vor allem auf Seiten der Ritterbrüder ab, deren Unterhalt deutlich kostspieliger war. So waren es im April 1451 von 96 Ordensbrüdern gerade einmal sieben Ritterbrüder und zwei Graumäntler im Vergleich zu 87 Priesterbrüdern. Dadurch war die Ballei Thüringen im Mittelalter hauptsächlich für die Pfarreien und die Seelsorge zuständig.

Das Bild zeigt das Siegel des Landkomturs von Thüringen.

Bild: Siegel des Landkomturs von Thüringen (vom 13.02.1371). Es besitzt die Umschrift [PRO]VINCIALIS: ThVRINGI[E] und zeigt zwei Figuren auf einer Bank sitzend. Diese sind verkörpert durch Christus und seiner Mutter Maria, welcher er eine Krone aufsetzt (Arnold/Bott: 800 Jahre Deutscher Orden, Gütersloh/München 1990, S. 387).

Text: M. Siegmayer