Der Deutsche Orden in Bern (1)
Ein Deutschordensritter, der während des Jüngsten Gerichts unter den Seligen auf seinen Eintritt in den Himmel wartet? Diese Darstellung findet sich auf dem Tympanon des Portals des Berner Münsters. Doch was hatte der Deutsche Orden in der heutigen de facto Hauptstadt der Schweiz zu schaffen? Mit diesem und den nächsten beiden Posts wollen wir wieder einen kleinen interessanten Ausschnitt der facettenreichen Geschichte des Deutschen Ordens in Europa zeigen.
Um die Seelsorge der Bürger der 1191 von den Zähringern gegründeten Stadt Bern kümmerte sich anfänglich das benachbarte Augustiner-Chorherrenstift Köniz. Als dieses 1226 durch König Heinrich (VII.) dem Deutschen Orden übertragen wurde, setzte sich dieser allmählich als geistlicher Hirte der jungen Stadt durch. Bern konnte sich bald von der Mutterkirche Köniz abspalten und die Bürger arrangierten sich mit dem neuen Kirchherren.
Der Deutsche Orden richtete hier eine Kommende ein (Ballei Elsass-Burgund), die einige Besonderheiten aufwies. So lebten und wirkten hier ausschließlich Priester-, keine Ritterbrüder. Der Komtur war demnach auch kein Ritter, sondern stets der Leutpriester, also der Pfarrer der Stadt. Er stand einem Konvent von ungefähr zehn Priesterbrüdern vor, die sich um die geistlichen Belange der Bürger zu kümmern hatten. Als weitere Besonderheit gilt die Einrichtung eines eigenen Konvents für Deutschordensschwestern in Bern im Jahr 1342, worüber wir nächste Woche berichten werden.
Bild: Tympanon am Portal des Berner Münsters.
Text und Bild: B. Weigand
Literaturempfehlung: Armand Baeriswyl, Bern, Brüder, in: Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz, hg. v. Bernard Andenmatten [u.a.] (Helvetia Sacra IV, Die Orden mit Augustinerregel, Bd. 7, 2), Bern 2006, S. 621-649.