Der Deutsche Orden in seinen Regionen – Ballei Böhmen

Die Ballei Böhmen-Mähren, die im heutigen Tschechien liegt, war maßgeblich am Aufstieg und Glaubenskampf des Deutschen Ordens im Baltikum beteiligt. Sie sollte später eine der ertragreichsten Balleien werden.

Wann das erste Mal Ordensbrüder in Böhmen tätig waren, ist unklar. Die frühesten Besitzungen sind 1203 nachweisbar. 1204 wurden die böhmisch-mährischen Güter, unter anderem in Troppau und Prag, von Papst Innozenz III. bestätigt. Eine genau Datierung der Gründung der Ballei Böhmen und Mähren ist aufgrund der dünnen Quellenlage nicht möglich. Spätestens 1233 wurden die Güter in einer Ballei zusammengefasst, denn in diesem Jahr ist ein Landkomtur urkundlich nachweisbar; Mähren wurde hier vermutlich miteingeschlossen. Es ist zu beachten, dass – anders als andere Balleien – diese zunächst direkt dem Landmeister von Preußen unterstand.  Später unterstand sie dann als Kammerballei dem Hochmeister persönlich. Die Ballei umfasste zwischenzeitlich bis zu 30 Kommenden. Als wichtige Güter der Ballei zählen, neben den bereits genannten, Prag und Troppau auch Pitschkowitz, Komotau und Pilsen.

Der Orden hatte stets gute Beziehungen mit dem böhmischen Adel gepflegt. Dies war besonders im Konflikt mit dem Königreich Polen politisch äußerst wertvoll und konnte so lange Zeit den Frieden wahren. Das änderte sich mit König Wenzel IV. Dieser war zu Beginn seiner Amtszeit dem Orden gegenüber gutmütig eingestellt, was sich bald ändern sollte. Wenzel lieh dem Orden vor der Schlacht bei Tannenberg Geld, welches aufgrund der schweren Niederlage nicht zurückgezahlt werden konnte. Ab dem 15. Jahrhundert begann der Abstieg der Kammerballei. Viele Güter mussten wegen steigender Verschuldung verkauft oder verpfändet werden. Die Hussitenkriege beschleunigten diesen Prozess, um 1500 gab es nur noch einen einzigen Priester.

Das Bild zeigt das Siegel der Kommende Komotau, auf dem eine Kirche, mit jeweils einem Turm an beiden Seiten, abgebildet

Bild: Siegel der Kommende Komotau, wo der Orden im 14. Jh. das Stadtrecht erhielt (Hans-Georg Boehm, Die Deutschordensballei Böhmen und Mähren, Bad Mergentheim 1993, S. 4).

Text: T. Barkow