Der Deutsche Orden in seinen Regionen – Ballei Koblenz
Im Jahre 1216 ließ sich der Deutsche Orden nach der Übertragung des St.-Nikolaus-Hospitals mitsamt einem Teil des Geländes des St. Kastor-Stiftes vom Erzbischof von Trier, Theodorich II. von Wied, in Koblenz nieder. Der Hospitaldienst umfasste die Versorgung der Kreuzfahrer, die einen Anspruch auf die Aufnahme in der Niederlassung des Ordens hatten. Diese Hospitalübertragung gilt als Grundausstattung für die Errichtung einer Kommende in Koblenz.
Das „Deutschherrenhaus“ (Abb.), welches heute noch erhalten geblieben ist, war somit die erste Niederlassung des Deutschen Ordens im Rheinland. Dieses Haus diente dem Deutschen Orden als Verwaltungsgebäude. Das Gelände, auf welchem der Deutsche Orden seine Kommende errichtete, lag auf der Landzunge zwischen Mosel und Rhein und wird auch heute noch „Deutsches Eck“ genannt.
Die Kommende Koblenz entwickelte sich zum Hauptsitz einer Ballei und war im Spätmittelalter als eine von vier Kammerballeien dem Hochmeister direkt unterstellt. Zu ihr gehörten Kommenden in Dieren, Ibersheim, Judenrode, Köln, Mecheln, Muffendorf und Rheinberg.
Der Ballei Koblenz wurde eine hervorragende wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung zuteil. Dem Deutschen Orden wurden zahlreiche Privilegien gewährt, wie bspw. die Zollfreiheit oder die Befreiung von sonstigen Steuerlasten. Dazu besaß der Deutsche Orden hier viele Ländereien, Wiesen, Wälder, Höfe und Mühlen. Doch die wirtschaftliche Grundlage bildete der Getreideanbau und der Weinbau. Der Deutsche Orden besaß v.a. in der Umgebung von Koblenz einen weiten Weinbergbesitz, dessen Erträge er begünstigt durch die Zollfreiheit auf Märkten wie in Köln gewinnbringend verkaufen konnte. Aber auch der Hochmeister auf der Marienburg beanspruchte einen Teil des Koblenzer Weines, was aus regelmäßigen Weinsendungen nach Preußen bekannt ist.
Bild: Das Deutschherrenhaus in Koblenz (Holger Weinandt, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0).
Text: A. Görges