„500 Jahre Krakauer Friede“ – Jahrestagung
„500 Jahre Krakauer Friede“ – unter diesem Motto fand die Jahrestagung der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung – in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Archivwissenschaft der Pädagogischen Universität Krakau wie auch der Forschungsstelle Deutscher Orden an der Universität Würzburg – vom 9. bis 12. April 2025 in Krakau statt und gedachte damit jenen Ereignissen, die den Deutschen Orden vor 500 Jahren in eine ernstzunehmende Krise stürzten.
Den Auftakt der Veranstaltung bildete am Vorabend der Tagung zunächst eine intensive Stadtführung durch Krakaus historisches Zentrum, um den Tagungsteilnehmern einen Eindruck dieses so wichtigen Ortes vermitteln zu können. Die eigentliche Tagung begann am Morgen des 10. April. Stellvertretend für den erkrankten Direktor des Krakauer Museums in welchem die Tagung stattfand, Herrn Dr. Niezabitowskis, begrüßte Herr Professor Dr. Noga als Mitorganisator die Tagungsgäste. Auch P. Frank Bayard, Hochmeister des Deutschen Ordens, der eigens für jenen Kongress angereist war, sprach ein Grußwort. Dies eingedenk der historischen Tragweite der damaligen Ereignisse, wohl eher mit gemischten Gefühlen.
Der thematische Einstieg erfolgte etwas anders als geplant, da der erste Beitrag, welcher die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in Preußen hätte darstellen sollen, auf Grund einer Erkrankung des Referenten ausfallen musste. Die Organisatoren hoffen aber, diesen in den Tagungsband aufnehmen zu können. So begann die Tagung mit einem Vortrag, welcher sich mit der religiösen Situation Preußens um das Jahr 1525 auseinandersetzte. Dabei wurden u. a. die Diözese Ermland sowie das vorhandene Netzwerk aus Klöstern und Ordensniederlassungen näher betrachtet. Im Zuge dessen wurde deutlich, dass es dem Deutschen Orden immerhin möglich war, zwei Bischöfe im Preußenland zu stellen. Dies nutzte jedoch alles nichts, als mit der Säkularisation jenes Gebietes der Orden seiner dortigen Herrschaftsgrundlage beraubt worden war. Die Reformation war auch vor Vertragsabschluss bereits weit vorgedrungen. Der daran anschließende Beitrag hatte hingegen zum Ziel, die diplomatischen Bemühungen zum Erhalt des Ordenslandes durch den damaligen Hochmeister Albrecht von Brandenburg darzustellen. Dieser begab sich bereits einige Jahre vor Abschluss des Krakauer Vertrages auf eine „Werbetour“, um zunächst die Bestimmungen des Thorner Vertrages für nichtig erklären zu lassen. Zudem bemühte er sich auch um militärische wie finanzielle Unterstützung, um den Fortbestand des Ordens sichern zu können. Der ausbleibende Erfolg dieses Unterfangens und das Ergebnis sind wohlbekannt. In einem dritten Vortrag wurden schließlich rechtshistorische Aspekte näher beleuchtet. Dabei ging es unter anderem um die Frage, ob die Ereignisse um 1525 als Folge der Entwicklung der 1450er und 1460er Jahre zu betrachten seien. Wie die Situation innerhalb der Reichsgrenzen wahrgenommen wurde, sollte der daran anschließende Referent darstellen. Dabei zeigte sich nicht nur, dass sich der Kaiser als Reichsoberhaupt weigerte, jene gegen den Deutschen Orden gerichtete Entwicklung anzuerkennen und zu akzeptieren. Auch verschiedene Akteure innerhalb des Reiches mussten sich in Bezug auf diese neue Situation positionieren. Während der inzwischen ehemalige Hochmeister Albrecht, nun Herzog von Preußen vergeblich versuchte, seine Entscheidung zu rechtfertigen, wurde die Verhängung der Reichsacht über diesen vorbereitet. Wie der Verlust des Preußenlandes in der Administration des Deutschen Ordens aufgenommen wurde, damit beschäftigte sich ein weiterer Vortrag. Dabei wurde deutlich, dass Gregor Spieß in seiner Funktion als Kanzler der Ordensleitung stets mit Rat und Tat zur Seite stand, abfinden konnte er sich mit dem Verlust der Herrschaft in Preußen allerdings auch einige Jahre nach diesem Ereignis nicht. Zum Abschluss des ersten Konferenztages erfolgte schließlich noch die Analyse der Reaktionen im Bereich der Herrschaft des Herzogs von Masowien wie auch ein Ausblick auf dessen Nachwirken auf die livländischen Territorien des Ordens. Ein daran anschließender öffentlicher Abendvortrag schlug dann nochmals einen Bogen zur Stadtführung des Vortages und stellte sehr anschaulich Krakau um die Zeit des Krakauer Vertrages dar.
Der zweite Tag begann mit der Fortführung des Vorabends, indem die Reaktionen auf den Vertragsschluss in dem Preußen benachbarten Großfürstentum Litauen näher beleuchtet wurden. So war es wohl ein Anliegen Herzog Albrechts, die Bestimmungen jenes Vertrages auch auf das Großfürstentum auszudehnen. Doch galt dieser lediglich für Polen und Preußen, Litauen sollte davon unberührt bleiben. Keinem territorialen oder politischem Thema, sondern der Frage nach der weiteren persönlichen Entwicklung ehemaliger Ordensritter, widmete sich der dritte Vortrag des Tages. Dabei konnte aufgezeigt werden, dass es durchaus ehemalige Ordensangehörige gab, die mit weiteren Ämtern und Einkünften versehen worden waren, praktisch eine Form der „Abfindung“ erhielten oder auch möglicherweise aus rein pragmatischen Gründen nun Herzog Albrecht die Treue hielten. Den Schlusspunkt einer sehr abwechslungsreichen und spannenden Vortragsreihe bildete ein Beitrag zur Person Albrechts von Brandenburg-Ansbach. Dabei wurde dessen Person und Wirken im Kontext der Zeit und vor allem in Bezug auf den Abfall Preußens 1525 ausführlich dargestellt. Es war auch der vormalige Hochmeister, der als „roter Faden“ die gesamte Tagung prägte. Auffällig war aber insbesondere die Tatsache, dass überwiegend auf sein politisches Leben eingegangen wurde, das Private aber zumeist außen vor blieb. So heiratete Herzog Albrecht in erster Ehe am 12. Februar 1526 Dorothea von Dänemark, Tochter des dänischen Königs. Gemeinsam bekam das Paar immerhin sechs Kinder, von denen jedoch nur eine Tochter, Anna Sophie, das Erwachsenenalter erleben sollte. Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin ehelichte Albrecht Ende Februar 1550 Anna Maria, Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Aus jener Ehe überlebte immerhin ein Sohn namens Albrecht Friedrich. Das Schicksal meinte es allerdings nicht allzu gut mit ihm.
Als Schlusspunkt sah das Tagungsprogramm noch einen Besuch im Nationalarchiv in Krakau vor. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung durch den Archivdirektor wurden den Tagungsteilnehmern die wichtigsten im Archiv befindlichen Handschriften präsentiert, wodurch die Tagung einen würdigen Abschluss fand.
Text: K. Kemmer
Bilder: pivat