Der Deutsche Orden in seinen Regionen – Ballei An der Etsch und im Gebirge

Bereits 1202 gelangte der Deutsche Orden durch eine private Schenkung in Südtirol in den Besitz eines Hospitals und der Johanneskirche nahe Bozen. Im Laufe des 13. Jahrhunderts gingen immer mehr Hospitäler und Kirchen der Region in den Besitz des Ordens über, sodass die Ballei an der Etsch und im Gebirge Ende des 13. Jahrhunderts aus insgesamt fünf Kommenden bestand: Bozen, Lengmoos, Schlanders, Sterzing und Trient.

Während des 13. Jahrhunderts war die Ballei von immenser geostrategischer Bedeutung für den Deutschen Orden – drei Hospitäler (Sterzing, Lengmoos, Bozen) und viele Kirchen der Region waren am Brennerpass gelegen, welcher für Ritterbrüder aus dem deutschsprachigen Raum den wichtigsten Weg über die Alpen nach Italien und über das Mittelmeer ins Heilige Land bot.

Von Beginn an war die Ballei auf die Seelsorge ausgerichtet und zum Großteil mit Priesterbrüdern besetzt. Die Beziehung zum lokalen Klerus muss als durchwachsen bezeichnet werden. Während es Phasen guter Zusammenarbeit gab, kam es auch immer wieder zu Konflikten mit den lokalen Bischöfen von Trient, Brixen und Chur, da Einsetzungen von Priestern des Deutschen Ordens für die Bischöfe einen Verlust von Einnahmen aus Zehnten sowie Ernennungsrechten bedeuteten. Auch die Beziehung zum Gesamtorden ist erwähnenswert: Die Ballei an der Etsch war eine von wenigen Balleien (neben Österreich, Böhmen, Koblenz und später Elsass), die als Kammerballei nicht dem Deutschmeister, sondern direkt dem Hochmeister in Preußen unterstellt waren.

Im Zuge der napoleonischen Eroberung wurde die Ballei 1810 aufgelöst und anschließend unter Franz I. 1835 wieder restituiert. In Lana, davor nur Nebenschauplatz der Ballei, begann mit der Gründung des ersten Priesterkonvents und Schwesterninstituts die geistliche Neuausrichtung des Ordens. Bis heute wirkt der Deutsche Orden in Südtirol.

Das Bild zeigt die Deutschhauskirche St. Georg in Weggenstein.

Bild: Deutschhauskirche St. Georg in Weggenstein, Kommende Bozen (Vollmond11, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0).

Text: K. Fuchs